Tagebuch und Fotos Spitzbergen

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Freitag, 21.6.2019 : Anreise

Unsere Ferien beginnen mit einem Vergleich von verschiedenen Flug-Gesellschaften. Von Zürich nach Oslo geniessen wir den guten Swiss-Service im etwa 2-stündigen Flug, durchgeführt von Helvetic-Airlines. Im kleinen Embraer 190 hat man genügend Platz zum Sitzen, weil in der Business-class niemand neben dir sitzt. Das Essen wird gediegen serviert und Getränke werden eingeschenkt so viel man will. In Oslo beginnen die Probleme. Die telefonische  Auskunft von SAS, man müsse unser Gepäck entgegen nehmen und wieder neu aufgeben für den Weiterflug nach Spitzbergen ist anscheinend falsch! Wir erfahren hier am SAS-Schalter, wir hätten ja durch gecheckt und die neuen Boarding-Pässe, das Gepäck sollte so direkt transportiert werden. Wenn das nur gut geht! In der Boeing 737 der SAS haben wir dann Glück, das sich niemand zwischen uns setzt; das ist nicht selbstverständlich wie wir in der Reihe vor uns feststellen können. Das Essen wird dann in einer Kartonschachtel gebracht; macht keinen erfreulichen Eindruck. Doch der Flug über die zum Teil dichte Wolkendecke in die Nacht endet über der arktischen Inselgruppe bei strahlendem Sonnenschein um 1 Uhr morgens. Nach den ersten tollen Eindrücken beim Überfliegen der Eis- und Schnee-Landschaft landen wir sicher in der „Hauptstadt“ Longyearbyen und werden von einer Vertreterin der Poseidon-Expeditions begrüsst. Nach Entgegennahme des wirklich angekommenen Gepäcks geht es für eine kurze Nacht ins Radisson Blu Polar Hotel. Das alles bei hellen Sonnenschein. Polar-Nacht auf Svalbard, wie die Einheimischen Spitzbergen nennen!

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Samstag, 22.6.2019 : 1. Tag Boarding

Um 2 Uhr liegen wir müde im Bett. Trotzdem ist das Einschlafen nicht so einfach, aber einige wenige Stunden geht es dann doch. Nach dem Frühstück im Hotel organisieren wir unser Gepäck mit Beschriftung von Extra-Etiketten und stellen vorerst die 2 ersten Taschen in den vorgesehenen Raum, von wo dann alles Gepäck aufs Schiff und direkt in unsere Kabine gebracht wird. Dann machen wir einen kurzen Spaziergang durch die Hauptstrasse und zum Hafen. Unser Schiff liegt aber doch recht weit entfernt und darum kehren wir ins Hotel zurück um rechtzeitig um 11 Uhr das restliche Gepäck zu deponieren und  aus zu checken. Im kleinen Shop im Hotel kaufen wir die ersten Postkarten und erhalten auch entsprechend Briefmarken. Dann geht die Warterei weiter. Im Pub des Hotels essen wir am Mittag eine Pizza, wo mein Bier mehr als 10.-Fr kostet. Die Poseidon-Organisation lässt zu wünschen übrig. Man hat anscheinend viel Zeit, weil das Schiff im Hafen am Kai liegt und so keine Einschiffung mit den Zodiac-Schlauchbooten notwendig ist. Also merken die Veranstalter erst als die meisten Leute pünktlich fürs obligatorische Briefing im Saal sitzen, dass noch zu viele Passagiere keinen Platz haben. Also müssen wir Deutschsprachigen nochmals raus zum Weiterwarten. Dann stellen wir fest, dass wir extrem in der Minderheit gegenüber allen englisch sprechenden Übrigen sind und werden nochmals zuerst auf Englisch und dann noch kurz auf Deutsch informiert, dass nach dem Boarding nochmals eine Info und gleichzeitig die Vorstellung des Expeditions-Team stattfindet. Die dann nur noch auf Englisch mit Übersetzung mittels Kopfhörer. Das entspricht natürlich nicht unserer Vorstellung der gebuchten und versprochenen Deutschsprachigen Reise. Dass die geplante Route Richtung Norden aus Eis-Gründen nicht möglich ist, und wir darum mehr nach Süden geführt werden, muss man natürlich Akzeptieren. Anschliessend wird überraschend noch eine Notfall-Übung veranstaltet. Im Schiff lässt unsere gebuchte Kabine der teuersten Klasse keine Wünsche offen. Auch das Buffet-Diner ist oK. Nach dem Abendessen fassen wir die versprochenen Gummistiefel leihweise und den Expeditions-Parka. Dann sind wir doch recht müde nach dem anstrengenden Reisetag und dem langweiligen Aufenthalt in Longyearbyen. Also nur schnell Foto-Arbeit am Computer und dann zum Schlafen ins Bett.

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Sonntag, 23.6.2019 : 2. Tag Fahrt nach Süden, Ziel Kapp Lee, Inselgruppe Edgeoya

Die Kabine habe ich gestern leider schon gelobt; doch ohne Heizung ist die Temperatur viel zu kalt. Mitten in der Nacht ist es kaum noch auszuhalten. Mit Thermo-Unterwäsche ins Bett und unter 2 Decken. Draussen hat man nichts verpasst, dichter Nebel und anscheinend auch tiefere Temperaturen im Minus-Bereich. Als ich gegen Morgen an der Rezeption reklamieren will, steht unser Steward Thyron im Korridor und hilft, den Heizkörper einzustellen. Doch auch nach dem Frühstück ist die Raumtemperatur noch viel zu tief. Anscheinend hat die Klimaanlage zu wenig Leistung für diese Aussentemperaturen; seltsam für ein Polar-Boot. Frühstück und speziell der Service sind gut, aber zu viele beim Buchen versprochene Details stimmen nicht. Gestern haben wir erfahren, dass es während der ganzen Reise absolut keine Internet-Möglichkeiten gibt, entgegen den in den Reiseunterlangen erwähnten für gewisse Regionen. Das folgende Briefing über Zodiac-Boote und Eisbär-Gefahren ist obligatorisch und Englisch. Doch nach der Rückkehr in unsere Kabine nach 10 Uhr ist endlich die Temperatur im Zimmer auf über 19°C gestiegen. Nach dem wiederum sehr guten Mittagessen ist es dann sogar richtig gemütlich im Zimmer, wo wir auf den geplanten ersten Landgang warten können. Um etwa um halb 3 Uhr ist unser Tages-Ziel Kapp Lee erreicht, leider immer noch bei Nebel. Aber auf beiden Seiten vom Schiff und vorne sieht man im Dunst Land-Schatten. Es kommt die Meldung, dass ein Anlanden so nicht möglich ist. Kann man verstehen. Das Expeditionsteam schickt 4 Zodiacs zur Erkundung der genauen Situation aufs Wasser. Kurz darauf kommen sie zurück zum Schiff und überbringen erfreuliche Nachricht. Ein an Land gehen ist weiterhin nicht möglich, aber man hat eine Gruppe Walrösser nahe am Ufer gesichtet, welche gut aus den Booten zu sehen und fotografieren seien. Also soll man sich fürs erste Abenteuer sofort bereit machen. Wie im gewünschten Zodiac mit deutschsprachiger Leitung sogar als erstes Boot. Nach nochmaliger kurzer Instruktion geht es los. Andrea (deutsche Anthropologin und Spezialistin für Polarregionen) ist unsere Fahrerin und wird begleitet von Geologe Aaron. Nach kurzer Fahrt Richtung Land entdecken wir ein erstes Walross im Wasser und kurz darauf bei einer alten Jagd-Hütte eine ganze Gruppe am Strand liegen. Es gibt wirklich tolle Fotos. Auch 2 Swalbard-Rentiere steigen vom Hügel herab. Sie sind kleiner als die Festland-Tiere und haben einen weissen Pelz. Dann geht es ein kleines Stück dem Ufer entlang, wo wir für einige Minuten bei einem Wal-Friedhof an Land gehen und neben vielen alten Knochen auch die karge Flora sehen. Dies aber nicht, bevor unsere Führerin ihr Gewehr zu unserem Schutz bereit gemacht hat. Wieder zurück im Zodiac fahren wir entlang dem Ufer zu einer felsigen Bucht, sehen einige Wasservögel, bevor es nach etwa einer Stunde zurück zum Schiff geht. Dabei stellen wir fest, dass bei diesem nebligen Wetter ohne GPS nichts gehen würde. Wir haben ein tolles erstes Abenteuer erlebt. Nach dem Abendessen wird bald mal der Anker gelichtet und es geht weiter. Gemäss den Infos während dem Debriefing soll es durch einen engen Kanal, den Freemansund gehen. Dort hofft man auf Eisschollen ev. Eisbären zu entdecken. Man wird gebeten, doch überall Ausschau halten. Doch bald kommt die Meldung von der Brücke, dass der  Radar zu viele Eisberge sieht und der Kapitän wolle mit dem Schiff ohne Eisbrecher-Standard vernünftiger Weise kein Risiko eingehen. Wir fahren noch etwas näher an die ersten Eisbrocken heran, bevor es ans Umkehren geht.

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Montag, 24.6.2019 : 3. Tag Fahrt bis Negribreen  + zurück entlang der Ostküste von der Hauptinsel Spitzbergen

Beim Erwachen nichts Neues! Immer noch dichter Nebel vor dem Fenster, so ist es natürlich schwierig Tiere zu entdecken. Doch kurz nach 6 Uhr ein Lichtblick. Der Nebel lichtet sich ein wenig und in der Ferne sind Eisberge und etwas näher Eisschollen zu sehen. Ich sehe 2 Zodiacs auf Erkundungs-Tour. Bald erblicken wir auch einen grossen Gletscher und Landstriche. Der Negribreen ist die grösste Eisfläche hier in der Gegend und nach dem Frühstück sollten wir diesen mit den Schlauchbooten besuchen. Gestern bei den Walrossen hatten wir das erste Zodiac, heute werden wir gemäss perfektem Rotationsprinzip am Schluss drankommen. Doch nach dem Frühstück ereignet sich der schlimmste Bock der Expeditions-Organisation. Weisungsgemäss warten wir artig auf den Start-Aufruf für unsere Zodiac-Gruppe und nichts ist zu Hören. Als wir dann doch das Gefühl haben es könnte Zeit auch für unser Boot sein und uns beim Poseidon-Schalter einfinden, sind alle Zodiacs schon unterwegs. Per Funk meldet die Schiffs-Rezeption sich beim letzten Bootsfahrer, doch die sind schon zu weit weg um retour zu kommen. Für uns ist das der letzte, ganz grobe Organisationsfehler. Wir sind nur noch enttäuscht und Marianne hat die komplette erste Ferienwoche auf dem Expeditions-Schiff innerlich abgehakt. Ich suche den Expeditionsleiter Christian nach seiner Rückkehr von der Zodiac-Tour auf und kläre ihn über die unhaltbare Situation auf. Er entschuldigt sich und meint die Durchsagen sollten funktionieren, glaubt mir aber, dass wir nichts gehört haben. Er erklärt, dass sie auch extra wenn möglich für nur Deutsch sprechende Gäste Referate separat halten werden, wie zum Beispiel heute. Bemerkt aber, dass leider viele Reisebüros zu viele und falsche Versprechungen machen über den Ablauf der Expedition. Da müssen wir in der Schweiz vorstellig werden und reklamieren.

Trotz unserem Ärger geht es weiter. Marianne verzichtet aus Wut aufs Mittagessen. Unsere netten Tischnachbarn erzählen mir von der tollen Zodiac-Tour entlang dem Gletscher und zwischen den Eisbergen hindurch. Das Schiff setzt die Fahrt entlang der Ostküste von Svalbard fort und macht Halt in einer Bucht. Das Expeditionsteam geht wieder auf Erkundigung mit den Zodiacs. Sie kommen mit schlechten Ergebnissen zurück. Tier-Beobachtung ist nichts und unser Schiff kann nicht weiter in den Fjord reinfahren. Es sind weitere Lektoren-Vorträge an Bord vorgesehen, welche uns nicht interessieren. Das Schiff setzt die Fahrt nach Süden fort, bis es um 19:00h den Kapitäns-Apéro mit Vorstellung der Schiffs-Crew gibt. Anschliessen wird das geplante Programm für den Dienstag erklärt. Wir haben das ursprüngliche Tagesziel heute noch nicht erreicht, doch bei sogar ein wenig Sonnenschein setzen wir die Fahrt während und nach dem Abendessen fort bis zum nächsten Morgen.

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Dienstag, 25.6.2019 : 4. Tag Fahrt um die Südspitze von Svalbard und an der Westküste entlang wieder nach Norden

Bei Nacht und Nebel hat die MS Sea Spirit die Südspitze der Haupt-Insel von Spitzbergen umrundet. Das ist wörtlich zu verstehen. Die Uhr zeigt ja Nacht an, auch wenn die im Nebel nicht zu sehende Sonne hier nicht untergeht. Es ist feucht-dunstig vor den Kabinenfenster und wir sehen die Ufer vom Hornsund, den wir inzwischen erreicht haben, undeutlich. Während unserem Frühstück geht das Expeditions-Team mit den Zodiacs wieder auf Erkundigung. Die Durchsagen am Lautsprecher kommen heute Klar und immer Zweisprachig. Wir werden bei Gnälodden an Land gebracht und können uns frei bewegen zwischen den Wächtern, die in recht grossem Abstand mit den Gewehren für unsere Sicherheit gegen Eisbären sorgen. Diese Tiere sind leider immer noch nicht vor unseren Augen aufgetaucht, doch es hat in der schönen Tundra an Land und auch auf dem Wasser viele Vögel, welche sich hier gut fotografieren lassen. Auch die karge Flora bietet mit überraschender Farbenpracht schöne Foto-Motive. Man kann auch eine Hütte besuchen, welche von 1932-1937 von der legendären norwegischen Trapperin Wanny Woldstad bewohnt wurde. Neben vielen toten Vögeln entdecken wir auch ein Skelett von einen toten Fuchs. Diese jagen für ihre Nahrung die nistenden Vögel. Wer genug gewandert ist, kann sich zu den wartenden Zodiacs begeben und wird zum Schiff rüber gebracht. Wir machen das kurz vor Mittag. Das wandern auf dem losen Gestein am Strand in den Gummistiefeln ist recht anstrengend und wir kommen so richtig ins Schwitzen. Der feuchte Nebel führt dazu, dass unsere zu warme Kleidung innen und aussen komplett durchnässt ist. Gut ist man dafür genügend mit Ersatzkleidern ausgerüstet. Im Hornsund gibt es nämlich in verschiedenen Buchten 8 grössere Gletscher. Während dem Lunch wechselt das Schiff den Ankerplatz und beim Gletscher Samarinbreen hat man die Wahl zwischen einer nochmaligen Wanderung auf den Berg oder einer Zodiac-Tour entlang dem Gletschereis. Wir entscheiden uns nach dem Umziehen für das weniger Anstrengende. Eines der schnellen motorisierten Gummiboote bringt uns nahe und doch mit sicherem Abstand an die Abbruchkante, wo man bei immer besserem Wetter tolle Fotos schiessen kann. Auf Eisbergen sitzen Dreizehen-Möwen, Krabbentaucher und andere Wasservögel. Und als am Funk das Sichten von Belugas gemeldet wird, gehen die Zodiacs mit rasender Fahrt auf die Suche. Wir entdecken eine Gruppe aus verschiedenen Tieren, welche sich an der Wasseroberfläche zeigen. Bei einem ausgewachsenen Exemplar ist deutlich die weisse Färbung zu sehen, während die jüngeren Tiere grau sind. Bei nunmehr blauem Himmel und Sonnenschein wagen einige Touristen und auch Crewmitglieder einen Sprung ins kalte Wasser. Das Spektakel geniessen wir beim Sonnenbad und einem Drink von unserem Kabinen-Balkon aus. Beim Debriefing des Tages gibt es noch einen interessanten Vortrag über Belugas mit tollen professionellen Fotos. Der heute perfekt organisierte Tag endet mit einer BBQ-Diner-Party auf dem offenen Teil von Deck 5.

Fotos Vormittag Fotos Nachmittag

 

Mittwoch, 26.6.2019 : 5. Tag Fahrt weiter nach Norden zum Recherchefjord und zum Bellsund

Um 2 Uhr in der Nacht erwache ich. Draussen ist es wieder neblig und das Schiff schlingert während der Fahrt auf dem offenen Atlantik zwischen Spitzbergen und Grönland. Marianne schläft dank Vorsorge mit ‚Stugeron‘, während ich nun akut das Mittel gegen aufkommende Seekrankheit benötige. Glücklicherweise wirkt das recht schnell. Dafür verschlafe ich dann beinahe das Frühstück. Das Schiff ankert nun bei der Hütte ‚Bamsebu‘ im Recherchefjord. Am Ufer liegen massenhaft Knochen und Schädel aus der früheren Jagd-Zeit. Mit den Zodiacs werden wir hier ans Land gebracht, wo ein etwa 11/2-stündiger Wanderweg beginnt. Vor dem Start sehen wir schon mal 2 Rentiere hinter der Jagt-Hütte. Dann geht es wie beschrieben Hügelauf- und runter, doch im Allgemeinen ist die Tour kein Problem. Wir begegnen nochmals einigen Svalbard-Rentieren. Zwei Jungtiere springen rasch davon, doch kehren sie wieder zurück, sodass sich schliesslich eine Gruppe von etwa 6-8 Tiere bildet. Nach etwa 1 Stunde Wanderung sehen wir die Bucht, wo uns die Zodiacs wieder abholen kommen. Wir müssen keine Rundtour machen, das Schiff holt uns hier wieder ab. Eine Gruppe steht auf dem Abhang zusammen und sprechen über einen Fuchs. Der Bord-Fotograf zeigt und auf seiner Kamera das kleine gut getarnte Tier, sodass wir den Blaufuchs auch entdecken und mit Mariannes Nikon auch noch fotografieren können. Diese Art ist gegenüber dem normalen Eis- oder Polarfuchs viel seltener und wechselt im Winter die Fell-Farbe nicht. Nach der Rückkehr aufs Schiff gilt es, sofort die verschwitzten Kleider zu wechseln, denn bald ist Lunch-Time. Während wir essen wechselt das Schiff in den gegenüber liegenden Bellsund. Am Nachmittag können wir nochmals an Land gehen. Da gibt es eine Brutkolonie von Krabentauchern und andere Seevögel. Nach der schönen Treckingtour am Morgen verzichten wir weitgehend aufs Rumklettern. Warten vor einem Fuchsbau, ob das Tier eventuell herauskommt geben wir nach einer Viertelstunde auf. Doch in der Tundra können wir nochmals einige Rentiere beobachten. Weil wir auch nicht beim feuchtkalten Wetter am Ufer entlang weiter spazieren möchten, lassen wir uns mit den Zodiacs vom Anlande-Platz nach ca. 2 Stunden zurück aufs Schiff bringen. Dieses hat sich inzwischen weiter bewegt Richtung offenes Meer, sodass die Zodiacs etwas länger gegen die auch im geschützteren Sund gegen die unruhigen Wasser kämpfen. Bei der abendlichen Info erfahren wir detailliert über den morgigen Tag. Wir werden weiter nach Norden gebracht,  vorbei am Isfjorden mit der Inselhauptstadt Longyearbyen bis zum „14.Juli-Gletscher“ und nach Ny Alesund.

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Donnerstag, 27.6.2019 : 6. Tag Fahrt weiter nach Norden zum Krossfjorden + nach Ny Alesund

Heute ist relativ spät Frühstückszeit. Doch dafür gibt es mitten während dem Z’morge Polarbär-Alarm. Am Lautsprecher wird durchgegeben, dass man einen Eisbären gesichtet hat. Allgemeiner Aufbruch vom Tisch, jeder lässt alles stehen und liegen, holt wärmere Kleider und/oder Kamera und begibt sich auf die Aussendecks. Auf unserem Kabinen-Balkon zeigt mir unser Steward Thyron im Wasser nicht weit vom Schiff entfernt 3 Bären im Wasser schwimmend. Marianne war schon hier und hat die beiden guten Kameras geschnappt und ist irgendwo auf Deck 3. Als ich sie gefunden habe, ist die Bärenfamilie immer noch am Schwimmen. Mit Tele-Objektiv kann man auch einige schöne Fotos machen. Dann essen wir das Frühstück fertig und erfahren, dass das Tagesprogramm angepasst wird. Alle Gäste werden schön gestaffelt und top organisiert in die Zodiacs verbracht. Die ersten Boote warten, bis das letzte auch bereit ist und so fühlt sich keiner benachteiligt. Und dann entdecken wir in der Nähe vom „14.Juli-Gletscher“ die 3 Eisbären in Ufernähe schwimmen. Bald steigen sie an Land, klettern einen Berg hoch und verschwinden. Wir haben aber  genügend Zeit für einige tolle Fotos. Dann führt man uns der Gletscher-Abbruchkante entlang und am anderen Ende des Eisfeldes spielt sogar noch eine Ringel-Robbe im Wasser. Und bei beim gemütlichen Zurückfahren entlang der Fjord-Küste sehen wir noch viele Rentiere grasen am Abhang. Auch an den Vogel-Felsen gibt es nochmals verschiedene Foto-Stopps. So wird das Mittagessen leicht verspätet aufgetischt. Niemand ist darüber verärgert, dann alle haben einen perfekten Vormittag erlebt. Nach dem Lunch  fährt uns die M/V Sea Spirit zur alten Kohle-Bergwerk-Ortschaft Ny-Alesund, wo wir im Hafen am Pier anlegen können. Wir gehen über die herab gelassene Gangway an Land und werden als deutsch-sprechende Gruppe von Andrea durch den kleinen Ort geführt. Sie erklärt und erläutert die Verhaltens-Regeln. Da wir uns hier nun in einer internationalen Forschungs-Station befinden, darf man sich nur auf den Hauptwegen aufhalten. So werden die Einheimischen und die Natur geschützt und wir sind auch sicher vor eventuell auftauchenden Polar-Bären. Nach dem kurzen Besuch vom kleinen Shop, wo man auch Postkarten einwerfen kann, zeigt uns Andrea die anderen ‚Sehenswürdigkeiten‘ und führt uns dann auf dem Weg durch die Tundra zum Luftschiff-Mast. Hier sind Amundsen und Nobile mit den Luftschiffen ‚Norge‘ und ‚Italia‘ zu ihren Flug-Versuchen zum Nordpol gestartet. Dann können wir uns auf eigene Faust auf den Rückweg machen. Im alten Postamt kann man eigene Briefe und Karten mit Souvenir-Stempeln versehen. Ein kurzer Besuch im kleinen Museum rundet den Landgang ab. Um 17:00h sind alle wieder an Bord zurück und es wird ein Gruppen-Foto geschossen. Nach dem Diner fährt unser Schiff zurück aufs offene Meer, wo der Seegang immer stärker wird. Zum Schlafen empfiehlt sich die Medizin gegen Seekrankheit.
Fotos Vormittag Fotos Nachmittag

 

Freitag, 28.6.2019 : 7. Tag Fahrt in den hohen Norden bis Smerenburg

Gestern war noch nicht klar, wie weit unsere Reise gehen kann. Es ist hier stark Wetterabhängig, die „M/V Sea Spirit“ ist praktisch ohne ‚Eisklasse‘ gebaut und die Crew muss auf die Situation im Treibeis achten. Die stürmische Nachtfahrt haben wir überstanden und fahren wirklich wie geplant. Wir ankern am Morgen vor einer Fest-Eis Fläche bei Smerenburg. Gegen Ende des Frühstücks wird am Lautsprecher durchgegeben, dass Polarbären gesichtet wurden. Von den verschiedenen Schiffs-Decks herab sind mit guten Ferngläsern 2 Bären zu sehen. Wir entdecken beide nach langem Suchen weit entfernt auf der riesigen schneebedeckten Eisfläche. Auf Fotos muss man die Hellen Flecken auch suchen. Bei den anschliessenden Fahrten mit den Zodiacs ist es nicht mehr möglich, die Tiere zu finden. Dafür werden die Schlauchboote mit Tempo auf die Eis-Kante gefahren und wir dürfen uns auf die nicht wirklich glatte Eisfläche begehen. Auch 2 historische Stätten zeigt man uns vom Boot aus, mit den entsprechenden Erläuterungen. Nach dem feinen Mittagessen geht es weiter nach Gravnesoden, wo aber bei starkem Wind von über 40 Knoten kein Anlanden möglich ist. Wir fahren also weiter in den Magdalene-Fjorden. Dort ist es windgeschützter und nach einer kurzen Zodiac-Fahrt kann man geschützt an Land gehen und sich frei bewegen. Wir sehen einige Seehunde im Wasser und auf Steinen. Die Zeit wird ein wenig knapp wegen der rasch  geplanten und sinnvollen Um-Disposition. Abendessen, spezielles Dessert-Buffet und De-Briefing mit Infos über den morgigen letzten Tag. Man merkt auch, dass das Ende unserer Expeditions-Reise naht. Rechnungs-Kontrolle, Orientierung übers Von-Bordgehen, Gepäck-Transport-Organisation usw. werden besprochen. Vor dem Schlafen gehen können wir schlussendlich doch noch die Schiffsbrücke besuchen und werden vom wachhabenden Schiffs-Offizier nett empfangen.

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Samstag, 29.6.2019 : 8. Tag Retourfahrt nach Süden mit Halt bei ‚Poolepynten‘ + ‚Alkhornet‘

Der letzte Expeditionstag beginnt. Wir ankern bei Poolepynten, einer Insel im Forlandsundet. Nach dem Frühstück geht es nur eine kurze Strecke mit dem Zodiac. Wir können aufs erste Boot und sehen schon vom Wasser aus die hiesige Top-Attraktion. Neben einer Hütte liegen über 50 Walrosse dicht gedrängt zusammen. Weiter Tiere tummeln sich im Wasser und versuchen auch an Land zu kommen und sich in den dort liegenden Knäuel zu mischen. Sauber abgesperrt hat das Expeditions-Team die Distanz zu den Tieren, um diese nicht zu stören. Auch bei den Fotografen gibt es so kein Gedränge. Es können schöne Videos gedreht und tolle Fotos geschossen werden. Ein grandioses Erlebnis ohne Stress. Über Mittag  fahren wir weiter zum Alkhornet. Der Berg liegt am Eingang des kleinen Fjords Trygghamna, einem Abzweiger von grossen Isfjorden. Also sind wir nicht mehr weit weg von unserem Ausgangsort Longyearbyen. Die Anlande-Stelle für die Zodiacs ist nicht weit, doch von der muss man den Weg suchen durch die Klippen aufs Tundra-Plateau. Nicht sehr intelligent, das am letzten Tag mit älteren Gästen ohne Vor-Information zu machen. Von Leuten des Expeditionsteam  wird aber doch sehr gut geholfen beim Hochsteigen. Oben kann man durch sumpfige Tundra wandern und sieht zum Abschied noch einige Svalbard-Rentiere. Wir sprechen nochmals lange mit Lutz, einem Mitglied vom Polaris-Team, und erklären ihm, dass sein Chef, Expeditions-Leiter Chris sich zu wenig um Bedürfnisse von älteren Gästen kümmert. Er ist zu wenig erfahren. Am Mittag haben sich auch deutsche Gäste gewundert, dass erst Mitte der Reise genügend Informationen in deutscher Sprache gemacht wurden. Ihre Erwartungen an die Expedition wurden nicht erfüllt. Nun sind einige Leute froh, dass es zu Ende geht, auch wenn die Erlebnisse toll waren. Wieder an Bord gibt es einen Apéro mit Geplauder vom Kapitän, gefolgt von der wunderbaren Slide-Show von Fotograf Page Chichester und dem Abschluss-Diner. Dann geht es ans Packen, denn beim Morgenessen um 7 Uhr muss alles Gepäck vor den Kabinen bereit stehen.

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Sonntag, 30.6.2019 : 9. + letzter Tag, Ausschiffen und Weiterreise

Um 7 Uhr gibt es Frühstück und gleichzeitig stellen wir unser fertig gepacktes Gepäck vor die Kabine, und sofort wird das erste von den Boys weggetragen. Die Rechnung wird anschliessend bezahlt ohne Fragezeichen und wir erhalten die deponierten Pässe zurück. Dann heisst es warten, bis kurz nach 8 Uhr zwei Busse kommen und wir unser Gepäck, welches wir vor dem Schiff identifiziert haben. Die Team-Mitglieder verladen alles. Wir werden in die kleine Stadt gebracht, wo wir unser Gepäck dann wieder selber tragen müssen. Im Radisson Blu ist ein Aufbewahrungsraum reserviert. Das Hotel bietet keinen Service, die Bar wird bald geschlossen. Um die Warterei bis nach Mittag zu überbrücken, finden wir einen Stromanschluss im Schuhraum, sodass Marianne mit dem Computer die ersten Etappen der Homepage über WIFI hochladen kann. Ich unterhalte mich mit einem Museums-Besuch. Erst 2 Stunden vor dem Abflug nach Tromsö öffnet der Flughafen. Dann heisst es wieder Gepäck in den Bus, zum Flughafen raus in die überfüllte Abflughalle, und schon beginnt wieder der Ärger mit SAS. Wir haben zwar Tickets für Business-Class, doch die existiert hier nicht. Nicht mal einen separaten Eincheck-Schalter gibt es. Also muss man anstehen, dann nochmals beim Security-Check. Doch dafür ist genügend Platz im Abflug-Bereich zum Sitzen und es gibt einen Kiosk mit recht grosser Auswahl. Endlich sitzen wir in der komplett besetzten Maschine und verlassen Spitzbergen mit gemischten Gefühlen.

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